Ich bin in Herbststimmung.
Wintersemester steht vor der Tür.
Es regnet.
Kein Sommerregen.
Herbstlicher Dauerregen.
Erkältung.
Regenmusik.
Ich habe mir im Mai ein Tattoo in den Nacken stechen lassen. Einen Fisch. Meine eigene Skizze.
Natürlich fragt man mich reihenweise, warum einen Fisch. Ich habe viel über das Motiv nachgedacht, was es sein soll, warum und überhaupt.
Es ist ein Fisch geworden, kein bestimmter Fisch. Ein kleiner Fisch, eine Skizze, in schwarz. Ein Fisch in Bewegung.
Ich liebe Wasser, ich liebe Schwimmen und Tauchen, ich habe die Augen unter Wasser immer offen. Es ist ein befreiendes Gefühl zu schwimmen.
Vor zwei Jahren war ich mit einer Person, die mir sehr wichtig ist, in Sardinien. Wir waren an einem Zeltplatz in einer wunderschönen Bucht an der Ostküste. Türkises Wasser, Palmen und Unmengen von unterschiedlichsten Fischen, wie im Reisemagazin. Am Anfang war ich skeptisch vor dem vielen Getier, aber meine Begleitung hat mir gezeigt, wie viel Spaß es macht, den Fischen hinterher zu tauchen oder ganz still im Wasser zu stehen und sich von den Fischen begutachten zu lassen oder einfach nur auf dem Bauch an der Wasseroberfläche zu liegen und zu beobachten, was das Meer unter einem treibt.
Fische sind bunte, schillernde Wesen, die sich elegant und schnell im Wasser bewegen….und manchmal wär ich gern ein Fisch…
Heute ist ein Scheiß Tag.
Ich habe zu wenig geschlafen, fühl mich unwichtig und missverstanden, wander durch die stillen Räume, möchte sie mit Musik füllen, aber sie sind trotzdem still, versuche die Sonne zu genießen, werde aber traurig, weil niemand da ist, mit der ich sie genießen kann, bin in meinen Empfindungen hin und her gerissen, habe die Präsentation an der FH Potsdam hinter mir und bin wie leer, hab keine drängenden Aufgaben, die mich jetzt ablenken könnten, doch schon, aber…höre schöne aber zu traurige Musik, will in einem See schwimmen, aber nicht allein, hätte jetzt grad gern eine Freundin hier an meiner Seite, kann mich nicht mal glücklich-shoppen gehen, weil kein Geld da ist, will jetzt sofort arbeiten gehen, muss aber erst in 2 Stunden, will was essen, weiß nicht was, müsste einkaufen, brauch erst Geld dafür, hasse telefonieren, will anfassen und riechen und spüren und sehen, fühl mich unsicher, brauch ein Lächeln, eins das mir allein gilt, fühl mich unfähig mich mitzuteilen, “ach du übertreibst doch” mag ich nicht hören, macht mich unwichtig, will nur ein Wangen-Streicheln, ein in den Arm nehmen, einen sanften Kuss auf die Schläfen, ein Gefühl, das da jemand ist und an mich denkt, ein jemand wichtiger, nicht nur ein dummes Foto…mein jemand
Ich suche im Dunkeln nach Dingen, nach Anhaltspunkten, zum Festhalten, zum Weiterkommen, zum Weiterspinnen, um etwas zu sein, etwas, eine Definition meiner Selbst, meiner Gedanken, meiner Fragen, meiner Irrungen und Wirrungen, um meine Verwirrtheit zu bündeln, in einen Sack zu stecken, im Fluss zu versenken, im Strom, im Kopfstrom, im Immerfluss, im Strudel von Empfindungen, von Erfahrungen, Erinnerungen, von einzelnen Fetzen, geboren irgendwann, vermischt mit all den Eindrücken, verstrudelt, verquirlt, geschleudert, gerissen, verirrt, verloren im Irrgarten meines Hirns, unbeherrscht, gefangen in mir selbst, unfähig etwas auszudrücken, etwas darzustellen, zu erklären, zu simplifizieren, unfähig mich selbst zu verstehen, verständnislos im Angesicht des Spiegelbilds, betäubendes Dröhnen, tosendes Blutrauschen, Wirbelsturm der Synapsen, Schiffbruch an den Grenzen der Abstraktion, erschöpft, weggespült, geworfen, verworfen an zerklüfteten Gefühlen, erschüttert an unfassbar hohen Klippen der Sturheit, geschüttelt, zerrüttet und unvereint, in sich selbst aneinander gebrochen, überschwemmt und versandet und vom nächsten Sturm wieder ergriffen…
…wann kann es in diesem Kopf einmal windstill sein?
Ich muss etwas tun, ich muss mich bewegen, mich drehen, bis mir schwindelig wird, bis ich umfalle, ich muss schreien, ich muss tanzen, ich muss mich verlieren, von mir loslassen, mein Körper, mein Kopf, mein Herz zerspringt gleich, ich muss mich loswerden, mich in die Welt hinaus schleudern, rennen, schwimmen, tauchen, ich muss mich spalten, ausleeren, bis zur Erschöpfung, bis zum Nichts, um mich neu zu gebähren, mich wieder zu finden in all dem, was verloren geglaubt, was noch nicht entdeckt war, um neu und rein zu sein, leicht und frisch und unbefleckt…
Foto via weheartit
ichgehschlafen von aHeadwork hat gerade meinen Gedankenstrom wachgerüttelt. Einfach nur weil er mich an ein Erlebnis in meiner Kindheit, also vor ca 9-10 Jahren, erinnert hat. Damals stand ich im Freibad auf dem Bock und mich überkam das Gefühl, dass gerade jetzt der perfekte Zeitpunkt wäre, einen Salto zu machen. Ich habe diesen Salto gemacht und es war der beste Salto, den ich je gemacht habe. Diesen Tag konnte dann auch nichts mehr trüben.
Seitdem stehe ich im Schwimmbad auf dem Bock und warte auf dieses Gefühl, warte darauf mir im Leben mit nichts so sicher zu sein, wie damit diesen einen Salto zu springen, darauf all meine Energie für diesen Salto zu sammeln, zu springen, in der richtigen Position ins Wasser einzutauchen, das erfrischende Nass mit meinen Händen und meinem Gesicht zu zerteilen, an den Beckenrand zu schwimmen, aus dem Wasser zu steigen und einzuatmen. Tief einzuatmen und zu wissen, es ist gut so wie es ist! Wie im Film!
Wenn einem etwas schon so vorkommt wie im Film, dann ist es meistens nur ein Traum, eine Illusion und in Wirklichkeit steht man immer noch auf diesem Bock, immer noch in Startposition, auf das letzte Quantum Energie wartend, auf den überspringenden Funken.
Verdammt, ich will doch endlich einfach nur fliegen, springen, rennen. Ich warte schon so lange darauf, dass es endlich losgeht, aber ich warte immer noch. Immer warte ich. Auf den nächsten Tag, auf das nächste Blinzeln, auf den Funken, auf die Menschen, auf die sich kreuzenden Blicke, auf ein Morgen, auf Mich. Ich warte.
Und während ich warte zeichne ich, esse ich Kinder Country, schaue aus dem Fenster, sitze in der S-Bahn, beobachte den Nachbar, der eine Tasse Kaffee trinkt, verfolge die Schneeflocken vor dem Fenster, laufe suchend die Straßen entlang, suche den Blick eines anderen. Vielleicht um etwas von meinem Warten abzugeben, um jemandem begreiflich zu machen, dass ich zum Teufel nochmal keine Lust mehr habe zu warten. Ich bin startklar, ich kann loslegen, wann kommt das Startsignal?
Ich bin irgendwie nicht so der Wintertyp. Ich bin da eher jemand, der davon schlechte Laune bekommt. Kommt noch hinzu, dass ich sowieso jemand bin, der ziemlich leicht fröstelt.
Meine Gefühle für Winter laufen im Grunde so ab, dass ich im November wahnsinnig werde, wenn es nicht richtig kalt und nicht richtig warm ist. Dann freue ich mich auf den ersten Schnee, als hätt ich noch nie welchen gesehen. Ich meine den Winter zu riechen und starre wie gebannt auf mein Weather Widget. Die Vorstellung in einem warmen vom Kerzenschein wohlig strahlenden und duftenden Zimmer sitzend aus dem Fenster zu schauen, vor dem sich Schneeflöckchen Wettkämpfe liefern, welches die imposantesten Bewegungen vollführt, zaubert mir eine freudige Erwartung in meinen Kopf. Wenn es dann an Weihnachten wieder nicht zu weißer Weihnacht kommt, finde ich das schade. Auch zum Jahresende hin freue ich mich über Schnee und die ersten 6 Tage danach genieße ich die weiße Pracht, so vorhanden, sehr. Aber spätestens dann können mich keine Schneeflocken, keine Minusgrade und keine vereisten Gehwege mehr erquicken. Bei dem Gedanken, einen Fuß auf die Straße zu setzen, breitet sich eine Gänsehaut von Kopf bis Fuß aus und der beste Ort in so einer Zeit ist einfach ein kuschelig warmes Bett, in das man sich mit dem Liebsten zurückziehen kann.
Das einzige Mal, dass man Schnee dann noch einmal erdulden kann, ist dann beim Skifahren in den Alpen (oder sonstigen bergigen Gebieten).
Das Problem bei der Sache ist ja nur, dass der Winter eigentlich gerade erst angefangen hat, wenn ich schon den Frühling herbeisehne. Erfahrungsgemäß zeigt sich die kalte Jahreszeit um den 20. März herum noch einmal von ihrer besten Seite.
Mit solchen Abneigungen gegenüber dem Winter schlage ich mich (wie man sich wohl denken kann) jedes Jahr herum. Der Unterschied zu anderen Jahren ist diesmal, dass mein Freund, derjenige, der jeden schlechten Tag zu einem guten machen kann, auf die Südhalbkugel geflogen ist, für ganze 5 Monate. Ich gönns ihm, von ganzem Herzen. Ich wär nur gern auch am liebsten im Warmen und am allerliebsten bei ihm. Ein kalter Winter allein ist noch tausendmal schlimmer, als ein kalter Winter es sowieso schon ist. Und ja verdammt, -7 °C und ein schneidender Wind ist verdammt kalt. Kommt noch hinzu, dass ganz Berlin von einer Eisschicht überzogen ist und man bei jedem Schritt damit rechnen muss, gleich längs auf dem Boden zu liegen.
Ja, es kostet mich einige Überwindung überhaupt aus dem Haus zu gehen, was nicht gerade förderlich ist, wenn man sowohl eine Wohnung als auch einen Job sucht.
Tja mein erster Tag als Citizen of Berlin war….ähm also auf jeden Fall nicht schlecht. Ich sitze hier ziemlich angeheitert an meinem Mac mit einer Menge neuer Bekanntschaften und erfreue mich an meinem Dasein.
Begonnen hat mein Tag mit einem netten Frühstück mit starkem Kaffee mit meinem Bruder. Der Vormittag danach bestand darin ein Cover-Design für die Zeitschrift des Bundesverband Deutscher Gesangspädagogen (BDG) Vox Humana zu gestalten, was mir, glaube ich, auch gelungen ist. Daraufhin habe ich mich einer Säuberung unterzogen und danach den Typen hereingelassen, der dann den Gaszählerstand abgelesen hat (wie heißt dieser Berufszweig?), woraufhin die ganze kleine Wohnung nach Gas gerochen hat.
Daraufhin habe ich mich auf den Weg zu Studivz gemacht. Nachlesen kann man die Adresse auf www.studivz.net, das Treffen war privat Und schließlich habe ich noch was zu futtern eingekauft, damit Brüderchen und ich nicht hungern müssen.
Am Abend hab ich mich dann mit meinem Bruder an der Oranienburgerstraße/Tucholskystraße getroffen und zusammen sind wir dann ins Zosch gegangen, wo eine Veranstaltung der JEB stattfand, wo ich einige nette Leute kennen gelernt habe und auch gleich Mitglied geworden bin.
Und jetzt freu ich mich aufs Bett =)
Hier noch ein paar skurrile Ansichten des Fahrrads meines Bruders:
Der Tag ist da, der Tag, an dem ich die Zelte in Nürnberg abbreche. in 2 1/2 Stunden fährt mein Bus nach Berlin. Mein Koffer platzt aus allen Nähten, meine Handtasche und mein Rucksack auch, und es ist noch nicht einmal alles drin.
Jetzt, da ich hier sitze, an einem nahezu leeren Schreibtisch, neben mir ein gepackter Koffer, möchte ich mich am liebsten in mein Bett legen und unter tausend Decken verkriechen, aber mein Bett ist bereits abgezogen und die Bettwäsche in eine Kiste verpackt. Ich hab Bauchschmerzen und würde am liebsten heulen. Ich bin noch zuhause und hab schon Heimweh.
Aber ich muss dann jetzt wohl weitermachen.
via weheartit
Ich bin 20, habe im Frühling 2008 Abitur gemacht, danach ein halbes Jahr ein Praktikum in einem Fotostudio absolviert und stolpere seitdem von Bewerbung zu Bewerbung, von Glückshoch zu Megakrise und schwanke im Niemandsland hin und her. Ich jammere meinem Freund, meinen Freunden, meinen Geschwistern, meinen Eltern …. die Rübe voll, dass ich endlich eine Veränderung will, dass ich ausziehen will, dass ich studieren will, dass ich dieses Niemandsland verlassen will. Dieses tägliche Nahezu-Nichts-Tun, dieses tägliche Überlegen und was mache ich morgen macht mich unglücklich, diese Planlosigkeit treibt mich in den Wahnsinn, während die ganze Welt um mich herum den Masterplan gepachtet haben zu scheint.
Ich habe vorgestern das One-Way-Ticket nach Berlin gebucht. Ich habe keine Wohnung, keinen Job. Ich habe lediglich eine Idee, einen Anflug von einem vagen Plan, der täglich neu durchgemischt wird. Und ich habe einen Bruder, einen großen Bruder in Berlin, der bereit ist, seine kleine Schwester aufzunehmen und sie zu unterstützen wie er nur kann.
Mein Freund fliegt in 6 Tagen für fünf Monate nach Australien. Seit einigen Monaten habe ich den Schritt, hier die Zelte abzubrechen, vor mir hergeschoben, aber die Abreise meines Freundes hat den Termin meiner eigenen Abreise festgesetzt.
Jetzt sitze ich hier in meinem Zimmer auf meinem Bett, überlege, was ich in der letzten Woche meines Aufenthalts in Nürnberg noch machen muss, noch machen will und bereite mich seelisch darauf vor, hier nur noch Gast zu sein. Mein Bus fährt um 12:10, vorher baue ich mein Bett ab und richte alles so her, dass der Austauschschüler meines kleinen Bruders hier 2 Monate lang nächtigen kann, der mir sagt, dass ich jetzt wirklich hier ausziehe. Vorübergehend schlafe ich bei meinem Bruder, bis ich eine eigene Wohnung habe, eine Wohnung mit einer meiner besten Freundinnen, in der ich dann mein geliebtes Bett, meinen Ruhepol, meine Rückzugsstätte, mein Zuhause-Gefühl wieder aufstellen kann.
Der Gedanke, solange einfach ohne diese Möbelstück, dem ich soviel Bedeutung zumesse, zu sein, macht mich sentimental, unsicher und ängstlich. Ich hab mir das Ausziehn in meinem jugendlichen Übermut immer so einfach vorgestellt und jetzt merke ich, dass es verdammt schwer ist. 20 Jahre lang stand immer was warmes zu Essen für mich bereit, es war immer jemand da, der mich in den Arm genommen hat, der mir bei allem geholfen hat, was ich nicht alleine geschafft habe, der mich bedingungslos akzeptiert hat, wie ich bin. Im Grunde musste ich mich um nichts kümmern und konnte sorglos machen was ich wollte. Ab jetzt kann ich mein ganzes Geld nicht mehr einfach komplett für Klamotten, Kino, Kosmetik und Ko ausgeben.
Jah, ich hab echt verdammt Angst vor diesem Schritt und gleichzeitig freu ich mich darauf. Aber ich muss damit fertig werden…
Ja nun sind wir wohl umgezogen, mein Elternhaus und ich. Und damit hat sich auch der Blick aus meinem Fenster verändert und ist schöner geworden, auch wenn das wohl nicht lang so bleiben wird.
Aber hier kommen mal die Fotos der letzten Tage:
Und das ist die alte Straße, in der wir gewohnt haben